Abdichtungskonstruktionen

Grundlage jeder fachgerechten Feuchteschutzkonzeption ist die für den konkreten Einzelfall zutreffende Wassereinwirkung. Diesbezügliche Angaben sind beispielsweise für erdberührte Bauteile einem qualifizierten Bodengutachten entnehmbar. Für einen wirksamen Schutz muss das von der Wassereinwirkung betroffene Bauteil/Bauwerk umfassend und dicht von der Abdichtungskonstruktion umschlossen sein.

Hautförmige Abdichtungen

Abdichtungsbauarten aus hautförmigen Schichten werden mit bahnenförmigen oder pastös bzw. flüssig zu verarbeitenden Stoffen gebildet.
Für die Planung und Ausführung hautförmiger Bauwerksabdichtungen

  • auf Dächern, Balkonen, Loggien, Laubengängen und Terrassen,
  • in Verkehrsflächen,
  • im erdberührten Bereich,
  • in Innenräumen, wie beispielsweise in Wohnungsbädern, Gemeinschaftsduschen, Großküchen
    oder Wellnessbereichen sowie
  • in Behältern, wie beispielsweise zur Lagerung von Flüssigkeiten oder als Schwimmbecken/Badebecken

existieren umfangreiche anerkannte technische Regeln. Die im Einzelfall erforderlichen Abdichtungseigenschaften lassen sich aus Bitumen-/Polymerbitumenbahnen und Kunststoff-/Hochpolymerbahnen auf vielfältige Weise und in unterschiedlichen Lagenkombinationen konzipieren.

Bitumenbahnverlegung im klassischen Gieß- und Einwalzverfahren

Bitumenbahnverlegung im klassischen Gieß- und Einwalzverfahren

Fügen von Abdichtungsbahnen aus flexiblem Polyolefin (FPO) mittels Warmgas- bzw. Heißluftschweißautomat

Fügen von Abdichtungsbahnen aus flexiblem Polyolefin (FPO) mittels Warmgas- bzw. Heißluftschweißautomat

Aufschweißen eines Polymerbitumenbahnflickens im Rahmen üblicher Dachhautinstandhaltung

Aufschweißen eines Polymerbitumenbahnflickens im Rahmen üblicher Dachhautinstandhaltung

Laborfoto einer Materialprobe aus einer Bitumenbahnabdichtung mit Kupferbandeinlage

Laborfoto einer Materialprobe aus einer Bitumenbahnabdichtung mit Kupferbandeinlage

Ebenso lassen sich hautförmige Bauwerksabdichtungen aus fachgerechter Spachtelung kunststoffmodifizierten Bitumens (Polymer-Modified-Bitumen-Coating – PMBC) und aus sachgemäßen bahnenförmigen oder flüssig zu verarbeitenden Kunststoffen erstellen, wie beispielsweise aus Polyurethan (PU/PUR) oder Polymethylmethacrylat (PMMA). In Verbindung mit den Abdichtungskunststoffen ergibt sich die unter anderem in häuslichen Bädern, Großküchen und Schwimmbädern zu den anerkannten technischen Regeln zählende Abdichtungsbauart im Verbund mit Fliesen- und Plattenbelägen (AIV).

Abdichtungen in Großküchen unterliegen erheblichen thermischen und chemischen Einwirkungen

Abdichtungen in Großküchen unterliegen erheblichen thermischen und chemischen Einwirkungen

So vielgestaltig, wie die Einwirkungen auf hautförmige Abdichtungen, deren Bauarten und technische Eigenschaften sind, so vielschichtig sind auch die dazu in der Praxis auftretenden Fragestellungen.

Massive Abdichtungskonstruktionen ohne hautförmige Schicht

Auch Betonbauteile können unter entsprechenden Voraussetzungen ohne hautförmige Abdichtungsschicht eine ausreichende Wasserundurchlässigkeit bieten, hauptsächlich erzielt durch

  • eine geeignete Betonrezeptur mit dichtem Gefüge,
  • einen ausreichenden Bauteilquerschnitt,
  • eine Bewehrung, die die Breite unvermeidlicher Risse feuchteschutztechnisch hinreichend begrenzt,
  • durch konstruktive Feuchteschutzvorkehrungen entlang von Betonierabschnittsfugen, den sogenannten
    Arbeitsfugen, und
  • durch entsprechende Vorkehrungen an Bauteileinbindungen in die Betonkonstruktion, beispielsweise
    an hindurchführenden gebäudetechnischen Leitungen.
Blechstreifen zur Absicherung einer Arbeitsfuge einer Weißen Wanne zwischen einer Tiefgeschossbodenplatte
und Außenwänden

Blechstreifen zur Absicherung einer Arbeitsfuge einer Weißen Wanne zwischen einer Tiefgeschossbodenplatte und Außenwänden

Laborfoto einer Materialprobe eines Elastomerdichtbands zur Absicherung von Arbeitsfugen
einer Weißen Wanne

Laborfoto einer Materialprobe eines Elastomerdichtbands zur Absicherung von Arbeitsfugen einer Weißen Wanne

Bentonitdichtband zur Absicherung einer Arbeitsfuge einer Weißen Wanne (bereits vor dem
Betonieren aufgequollen)

Bentonitdichtband zur Absicherung einer Arbeitsfuge einer Weißen Wanne (bereits vor dem Betonieren aufgequollen)

Wasserundurchlässige Betonbauteile, sogenannte WU-Betonbauteile, können zum Schutz vor einer Wassereinwirkung als Einzelbauteile konzipiert werden, beispielsweise als WU-Betondach. Umfassende WU-Betonbauteil-Kombinationen bilden sogenannte Weiße Wannen, beispielsweise für Kellergeschosse im Grundwasser.

In der Praxis tauchen zu WU-Betonkonstruktionen bzw. Weißen Wannen häufig Fragestellungen auf nach der Prüfbarkeit der Dichtheit, nach der Hinnehmbarkeit/Zulässigkeit von Feuchteerscheinungen vor dem Hintergrund der im Einzelfall bestehenden Anforderungen oder nach zuverlässig realisierbaren Möglichkeiten zur Beseitigung undichter Stellen.

Sonderverfahren zur Abdichtung im Bestand

Da sich Abdichtungskonstruktionen im Bestand häufig nicht den aktuell anerkannten technischen Regeln entsprechend errichten lassen, muss auf anerkannte Sonderverfahren zurückgegriffen werden, die in einschlägigen technischen Richtlinien/Merkblättern beschrieben sind und mit denen sich eine Abdichtung bestehender Bauwerke realisieren lässt, wie beispielsweise die nachträgliche Abdichtung erdberührter Bauteile mittels Injektion oder im Mauersägeverfahren.

Anderweitige Feuchteschutzkonstruktionen

Von den anerkannten technischen Abdichtungsregeln abweichende Feuchteschutzkonstruktionen lassen sich prinzipiell aus wasserdichten Stoffen erzeugen, wie beispielsweise aus Metall oder Kunststoff bzw. aus entsprechenden Folien oder aus Beschichtungsstoffen. Dabei müssen ingenieurgemäße Konstruktionsgrundsätze für eine feuchteschützende Ebene zugrunde gelegt werden. Eine zuverlässige Funktionsfähigkeit muss insbesondere gewährleistet werden durch dichte Fugen und durch dichte Einbindung durchdringender Bauteile sowie durch An-/Abschlüsse, die ein Feuchtehinterwandern sicher verhindern.

Schäden infolge von Abdichtungsmängeln

Abdichtungsfehlstellen zeigen sich häufig anhand von Durchfeuchtungsschäden. In der Praxis ist zunächst die Fragestellung nach der schadensursächlichen Undichtigkeit entscheidend. An zugänglichen und in größerer ungestörter Fläche verlaufenden Abdichtungen (z. B. bei Hallendächern), lassen sich Undichtigkeiten bei entsprechender Sorgfalt vergleichsweise einfach, häufig bereits visuell ermitteln.
Dementgegen lässt sich an geometrisch komplizierteren Abdichtungsverläufen, sowie bei nicht einfach zugänglichen Abdichtungen (z. B. im Erdreich, bei begrünten Dächern oder Schwimmbecken) eine nähere Eingrenzung der tatsächlichen Undichtigkeit selbst mit Leckageortungsverfahren in der Praxis häufig nicht auf einfache Weise realisieren und es müssen Ermittlungen nach ingenieurgemäßen Kriterien erfolgen.

Durchfeuchtung einer Hofkellerdecke infolge bereits längerfristig mangel- bzw. schadhafter
Abdichtung

Durchfeuchtung einer Hofkellerdecke infolge bereits längerfristig mangel- bzw. schadhafter Abdichtung

Elastomerfugenband einer WU-Betonkonstruktion beim Betonieren aus seiner plangemäßen
Lage gedrängt

Elastomerfugenband einer WU-Betonkonstruktion beim Betonieren aus seiner plangemäßen Lage gedrängt

Abdichtungen und Nachhaltigkeit

Der Einsatz von Bitumen und Kunststoff entspricht bei hautförmigen Abdichtungen den anerkannten
technischen Regeln. Ökologischere Alternativen ließen sich vor diesem Hintergrund, unabhängig vom
bisherigen Entwicklungsniveau, baupraktisch nur unter speziellen Bedingungen einsetzen. Bislang
werden jedoch auf dem Weg zu einer Cradle-to-cradel-Kreislaufwirtschaft zunehmend Abdichtungsstoffe recycelt und zur Herstellung neuer Stoffe Recyclingmaterial eingesetzt (z. B. für Bitumenvoranstriche oder Bitumenkleber). Teerprodukte, deren Inhaltsstoffen eine krebserregende Wirkung zugeschrieben wird, sind für den Neubau bereits seit längerer Zeit verboten, jedoch in Bestandsgebäuden noch anzutreffen. Häufige Fragestellung ist in der Praxis, auf welche Weise sich bei einer fragwürdigen Substanz etwaige Teerexistenz ermitteln lässt und welche sachgemäße Maßnahme im Falle eines Teerbefunds zu ergreifen ist.

Rückbau einer vollflächig mit dem Untergrund verbundenen Bitumenbahnlage mühevoll
durch Anflämmen und manuelles Abziehen

Rückbau einer vollflächig mit dem Untergrund verbundenen Bitumenbahnlage mühevoll durch Anflämmen und manuelles Abziehen

Beratende und gutachterliche Tätigkeiten
zu Abdichtungskonstruktionen

Im Spektrum der Abdichtungskonstruktionen

  • erfolgen gutachterliche Beratungen und es
  • werden Gutachten erstellt
    – zur Ursache von Mängeln und Schäden,
    – zu Sanierungs-, Instandsetzungs-, Instandhaltungsmöglichkeiten und dabei
  • bei Bedarf
    – die technische Realisierbarkeit,
    – eine problemlose handwerkliche Ausführbarkeit sowie
    – ein wirtschaftlich angemessenes Verhältnis zwischen Aufwand und Nutzen
    berücksichtigt.